Kennst Du Deinen Antreiber „Sei immer Perfekt“?
Kennst Du das: Du kochst für Deine Freunde oder Deine Familie. Alle Gäste sind äußerst zufrieden mit Deinem leckeren Essen. Nur Du nicht. Jetzt frage ich Dich: Warum nicht? Ist Dein Selbstanspruch so hoch, dass Du der Einzige bist, der nicht mit dem Essen zufrieden ist? Weil irgendeine Kleinigkeit noch fehlt? Aber Du hörst von allen Gästen, wie großartig Dein Essen war. Diese Aussagen erreichen Dich gar nicht. Diese Komplimente kommen gar nicht an Deinen inneren Kern. Und noch einmal: Warum nicht??
Was ist Dein Anspruch an Dich selber?
Wie hoch liegt Deine persönliche Messlatte? Wie hoch liegt Dein Anspruch an Dich selber? Könnte es sein, dass Du einen hohen Perfektionsanspruch hast?
Das Beispiel mit dem Essen kenne ich aus meinem eigenen Leben und ich übe mich darin mit mir selbstgefälliger zu sein. Mit mir selber nicht so sehr ins Gericht zu gehen. Mich selber nicht so sehr runter zu machen.
In welchen Situationen oder bei welchen Dingen willst Du ganz perfekt sein?
Das kannst Du natürlich auch auf andere Situationen des Lebens genauso übertragen. Arbeitest Du vielleicht mit Excel? Wann bist Du mit der Tabelle fertig? Wenn sie alle Informationen enthält oder wenn auch das Format, ihr Aussehen, Dir bis ins kleinste Detail gefällt? Wenn Du meinst, Deine Tabelle ist perfekt – bist Du erst dann mit ihr fertig? Wieviel Zeit investierst Du, in die Tabellenerstellung damit sie perfekt wird? Vielleicht darfst Du hierbei auch Abstriche machen?
Wie hoch ist Dein Perfektions-Anspruch?
Wie sehr meinst Du immer perfekt sein zu wollen? Wie hoch legst Du Deine persönliche Messlatte, um bei nichterreichen, Dich selbst nieder zu machen? Und schau auch mal ganz bewusst hin, wie machst Du Dich dann nieder? Beobachte Dich, wie gehst Du mit Dir um: Wenn Du mal wieder das Essen nicht 100% perfekt hinbekommen hast? Oder wenn Du mal wieder die Excel-Tabelle, in der vorgegebenen Zeit, die Dir dafür zur Verfügung stand, nicht 100% perfekt hinbekommen hast? Wie gehst Du dann mit Dir um?
Niedermachende Gedankengänge oder Positiv bestärkende?
Kennst Du folgende oder auch ähnliche Gedankengänge?
- Ich muss es noch besser machen, gut ist nicht gut genug.
- Fehler kann ich mir nicht leisten
- Ich muss das gut machen, sonst stehe ich dumm da.
- Ausreichende Anerkennung bekomme ich nur, wenn ich es zu 100 Prozent oder noch besser mache!
Zeichen das Dein Sei-Perfekt-Antreiber sehr aktiv ist:
- Unter Druck stehen, alles gründlich machen zu wollen
- Wünscht sich Anerkennung für die fehlerfreie Leistung
- Hoher Rechtfertigungsdrang
- Kleinlichkeit bis Pedanterie
- Nimmt häufig Ergänzungen und Kritik von sich aus vorweg
- Hohe Erwartungen und Anforderungen an sich und auch andere
- Allzeitiges Bemühen um Perfektion – ohne Rücksicht auf den Zeitaufwand oder die Kosten dafür
Positive Aspekte am Sei-Perfekt-Antreiber:
- Sinn für Genauigkeit und Qualität
- Gut organisiert
- Verlässlich
- Kompetenz
- Pünktlichkeit
- Klarheit
- Streben nach Fehlerlosigkeit und Vollkommenheit
- Es fällt leicht komplexe Zusammenhänge zu durchschauen und diese zu managen
Wünschenswert sind diese positiven Aspekte besonders in so Berufen, wie im Krankenhaus im Operationssaal oder bei der Flugsicherung. Aber auch in der Buchhaltung und im Controlling sind es gern gesehene Fähigkeiten, die dort entsprechend eingesetzt und gewürdigt werden.
Von Grund auf ist also auch der Perfekt-Sein-Antreiber positiv. Nur wenn er die Oberhand gewinnt und Du wirklich jede Sache in Deinem Leben in einem enormen Druck des Perfekt-Sein-Wollens verrichtest, wird dieser Antreiber schwer zu ertragen. Aber Du hast es selbst in der Hand. Jetzt wo Du ihn ausreichend kennen gelernt hast, kannst Du in Zukunft ganz anders handeln.
Dein Perspektivenwechsel:
Wähle aus den folgenden Beispielsätzen einen Satz, der sich für Dich gut anfühlt. Oder kreiere Deinen eigenen Perspektivenwechsel.
- Gut ist gut genug!
- Ich bin gut genug!
- Ich darf die Kirche im Dorf lassen!
- Ich darf auch Fehler machen und aus ihnen lernen!
- Es gibt einen Unterschied zwischen Richtig und Wichtig!
- Ich darf Prioritäten setzen! (ansonsten ist alles gleich wichtig!)
Schau Dir diesen Satz täglich bewusst an. Lerne ihn auswendig, damit Du in einer Situation, in der Dich der Sei-Perfekt-Antreiber mal wieder geißeln möchte, Du Deinen Abwehr-Satz direkt im Kopf hast. Wie das Weihwasser gegen den Teufel. 😉
Selbstversuch – einen Tag lang
Stelle Dir einen Tag lang bewusst, bei allem, was Du tun möchtest oder glaubst tun zu müssen, die Frage: Lohnt es sich, das perfekt zu machen? Beantworte Dir diese Frage ganz ehrlich und mit einem vollständigen Satz. Nicht einfach nur mit Ja oder Nein.
Beispiel: Du musst den Rasen mähen. Frage: Lohnt es sich den Rasen perfekt pflegen zu wollen? Dann wäre eine mögliche Nicht-Druck-Machende-Antwort: Nein, es lohnt sich nicht es perfekt umzusetzen, weil die lückenlose Unkrautvernichtung viel zu viel Zeit kostet. Nimm dir lieber Zeit Deinen Garten zu genießen.
Frage Dich also bei allen Aufgaben des Tages „Lohnt es sich, das perfekt zu machen?“ Beobachte genau, welche Gedanken diese Frage in Dir auslösen und auch, wie Du die Tätigkeiten im Anschluss verrichtest.
Wie geht es Dir mit dem Sei-Perfekt-Antreiber? Hast Du Sei-Perfekt-Züge an Dir selbst erkennen können? Lässt Du Dich häufig zur Perfektion in Deinem Leben hinreißen? Haben Dir meine Tipps diesbezüglich schon helfen können? Oder hast Du einen anderen Tipp, um aus der Perfekt-Schleife auszusteigen? Gerne lese ich Erfahrungen von Dir dazu, schreib mir einfach: info@riedewald-coaching.de oder auf https://www.facebook.com/Riedewald.Coaching/
Ich freue mich, von Dir zu lesen! 😊